Das Buch war schneller da, als angekündigt… Hier eine Minizusammenfassung vom ersten Kapitel und drei Thesen von meiner Seite:
Albers beschreibt, wie durch die Wirtschaftskrise sich immer mehr Menschen Gedanken über ihre Arbeit machen, v.a. weil durch die Krise deutlich wird, dass auch scheinbar sichere Jobs über Nacht wegfallen können. Diese scheinbar sicheren Jobs haben den Harken, dass die Tätigkeiten häufig dem Angestellten nur mäßigen Spaß machen, er aber einen sehr großen Anteil seiner Zeit mit ihnen verbringen muss, damit am Ende des Monats das Geld auf dem Konto ist. Für Manchen bedeute die Krise deshalb, sich noch fester an die Festanstellung zu klammern, so lange sie noch da ist. Andere sehen die Chance, aus einem System auszusteigen, das sowieso nicht funktioniert und sie nur einschränkt. Für diese gilt: Willkommen in der Meconomy: Sie haben die Möglichkeit, ihren Leidenschaften nachzugehen und sich ihre eigene passende Arbeitswelt zu erschaffen und völlig neue Berufsbilder zu erfinden.
These 1: Frauen hatten schon vor der Zeit der Meconomy eine andere Einstellung zum Thema Festanstellung: Häufig haben sie schon ihre Ausbildung unter anderem nach dem Kriterium „Familienverträglichkeit“ ausgewählt. Da ist dann die Frage: Kann ich in dem Job auch Teilzeit arbeiten? Werden viele Ãœberstunden erwartet? Das Gewicht dieses Kriteriums wird stark von dem Vorbild der Eltern abhängen und inwiefern die Mutter Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorgelebt hat. Generell rechneten zumindest die Frauen, die aktiv den Kinderwunsch in die Lebensplanung miteinbezogen aber nicht damit, ein ganzes Leben lang durchgehend in Festanstellungen arbeiten zu können, zumindest nicht in Vollzeit, selbst wenn sie das wollten. Die mangelnden Betreuungsplätze in Deutschland haben dieses „mitkalkulieren“ von Unterbrechungen für sich schon notwendig gemacht. Vielleicht bedeutet dieser Zustand, dass sie auf der beruflichen Schiene sowieso breiter denken und sich selbst positionieren, ganz einfach weil eine erhöhte Flexibilität schon länger gefordert war.
These 2: Die Meconomy hat die Möglichkeit, etwas zusammenzuführen, was viel zu lange getrennt gewesen ist: Mit der Industrialisierung wurde sowohl Arbeit und Privates als auch Mann und Frau getrennt. Die Auswirkungen sehen wir heute noch deutlich: Die Arbeits- und Geschäftswelt ist immer noch stark männlich geprägt (mind. 96% der obersten Führungsposten in Deutschland sind von Männern „besetzt“). Der Mann der für die Erziehung der Kinder zu Hause bleibt ist die große Ausnahme. Das bringt große Nachteile in beiden Welten mit sich: Es wurde immer wieder gezeigt, dass gemischte Teams für die Unternehmen bessere Ergebnisse erzielen als reine Männerteams. Im privaten Bereich glänzen die Männer leider immer noch oft durch beruflich bedingte Abwesenheit, obwohl die Forschung klar zeigt, dass ein anwesender, aktiv involvierter Vater nur schwer zu ersetzen ist und entscheidend zur gesunden Entwicklung sowohl der Jungs als auch der Mädels beiträgt. Durch die technischen Entwicklungen und die damit verbundene örtliche und zeitliche Flexibilität, ist es möglich, sowohl die Arbeit als auch den privaten Lebensraum völlig neu zu gestalten. Mann und Frau können BEIDE arbeiten und BEIDE die Kinder erziehen. Das wird bei allen Beteiligten sicherlich ein gewisses Maß an Organisation und Absprache, sowie Lernbereitschaft erfordern. Aber die Zunahme an Zufriedenheit und Ausgeglichenheit könnte gewaltig sein (das könnte auch gerade bei geschiedenen Elternpaaren gut oder zumindest besser funktionieren und würde Alleinerziehende entlasten).
These 3: Die eigentlichen Gewinner der Meconomy könnten die Kinder sein: Sie haben mehr von Papa und eine nicht immer vorhandene Mama. Sie lernen schon früh, dass sie fester Teil eines größeren Systems sind und das ganze nur funktioniert, wenn alle ihren Teil beitragen. Weiterhin müssen sie weniger in Betreuungseinrichtungen abgegeben werden und haben mehr Zeit zur freien Gestaltung.
Was denkt ihr dazu? Kommentare sind ausdrücklich erwünscht…
Ich mache mir ja berufsbedingt immer wieder Gedanken genau über dieses Thema, denn gerade jetzt nach der Krise habe ich sehr viele gescheiterte Exsitenzen vor meinem Schreibtisch sitzen. Vor allem aber immer wieder Paare mit Kindern, oder alleinerziehende. Es ist schwer Menschen davon zu überzeugen ihre Fühler mal auszustrecken und zu überlegen, ob ein Wandel des Lebensstils und die Einstellung zur Arbeit nicht ein Weg sein kann. Häufig läuft alles nach Klisches ab:
Vater soll arbeiten, Mutter soll Kinder betreuen. Das stößt sich aber häufig mit den Anforderungen des SGB II. Sowohl aus Gender-Sicht, als auch auch ökonimischer Sicht.
Was mir aber auch immer wieder sehr komisch aufstößt, ist die Unwissenheit meiner Kollegen über den Arbeitsmarkt. Wir arbeiten im öffentlichen Dienst. Und für manche meiner Kollegen ist die Festanstellung das einzige was zählt. Manche kennnen etablierte Arbeitswelten und ihre Eigenheiten nicht (im allgemeinen die Medien- und Informatikberufe sind sehr unbekannt)
Tja ist eben nicht einfach, das Feld in dem ich arbeite…
These 3 ist interessant!!
Bisher liegt der Fokus in der Gendermainstream-Diskussionen stark auf den Förderungspotentiale der Frau. Bei allen Lösungsansätzen bleibt aber für die Eltern ein Problem die Konstante: Das Kind! Der real diskriminierende Faktor im Wirtschaftssystem ist die Limitierung durch die Anforderungen des Kindes an die Eltern … Was passiert wenn man diesen Weg weiter denkt und das Kind und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt der Diskussion lenkt.
Kommen wir einer Lösung nicht schneller näher wenn Erziehung und Erwerbstätigkeit nicht konkurrieren müssen. Wie kann man die Wertigkeit von Kindern und Erziehung so stärken das sie sich nicht mehr an die Bedarfe von Unternehmen anpassen müssen? Inwiefern kann es für Firmen wertschöpfend sein hier auf die Bedürfnisse von Kindern und Eltern einzugehen? Welche Ansätze kann hier eine „New Meconomy“ anbieten.
@Flo – sehr spannend was Du andenkst/anfragst. (Wir sind gerade im Urlaub, ich kann hier nur kurz reinschauen und kommentieren.) Spontan denke ich daran, wie toll es wäre, wenn Eltern nicht nur bei der Erziehung ein Mehr hätten, sondern auch bei der Bildung mehr mitmischen könnten (Schule und Co.) und nicht nur reduziert werden zu Hausaufgaben-Betreuern oder Vokabel-Abfragern.