Eine ScheiterFeier – FuckUpNight in Frankfurt

Wir als kleine Familie waren die letzten drei Jahre Teil eines großen Traums. Darin ging es um ein Tech-StartUp, unfassbar viel Geld, unfassbare Anekdoten mit Investoren, mehrere namhafte Preise, die dicksten Teppiche in den Vorstandsetagen der deutschen Banken und zwischenzeitlich über 40 Mitarbeiter. Es ging um Geld- und Machtgeilheit und wie diese alle Potentiale einer zukunftsweisenden Technologie zerstören kann.

Am vergangenen Donnerstag wurde dieser Traum zu Grabe getragen. Als Trauergemeinde waren knapp 1200 Gäste gekommen, alle waren gut gelaunt, viele tranken Bier, Christian Lindner wurde beklatscht und es wurde viel gelacht, häufig wohl auch aus dem Wiedererkennen des eigenen Verhaltens heraus. Mein Mann sprach auf der FuckUpNight in Frankfurt über die Lektionen des Scheiterns dieses StartUps. Außer ihm und Herrn Lindner haben noch zwei weitere Gründer über Fehler, Hindernisse und sehr offen auch über Enttäuschung und Trauer gesprochen. Mich persönlich hat die Bandbreite der rübergebrachten Emotionen beeindruckt. Scheitern tut schauerlich weh und braucht Zeit, um verarbeitet zu werden. Aber gerade auch der Rahmen eines solchen Abends trägt dazu bei, dem Versagen in die Augen zu schauen, die schönen Zeiten zu erinnern, die Fehler zu benennen und Gelerntes mit anderen Gründern zu teilen, die überaus dankbar für die Offenheit sind.

Eine neue Kultur des Scheiterns soll explizit mit solchen Abenden auch gerade in Deutschland propagiert und geprägt werden. Oder wie Lindner es forderte: Ist ein Gründer erfolgreich verdient er Anerkennung, scheitert er verdient er Respekt.

Gleichzeitig wurde deutlich, wieviel Herzblut und Leidenschaft eine Gründung erfordert und dass immer auch eine gehörige Portion Abenteuergeist dazu gehört. Schön war das Zitat von Holger Heinzes Mutter, als er ihr gebeichtet hat, dass sein Modeversand gescheitert ist: „Das ist scheiße. Aber nicht so scheiße, wie wenn Du nie rausgefunden hättest, dass es nicht funktioniert.“

Dass Freunde und das richtige soziale Umfeld eine wichtige Rolle spielen kam in allen Vorträgen mehr oder weniger zum tragen. Ich habe danach gescherzt, dass es doch bestimmt auch mal interessant wäre, die Lebenspartner der gescheiterten Gründer zu Wort kommen zu lassen. Aber das kann ja noch kommen. Für dieses Mal habe ich mich neben den interessanten und humorvollen Beiträgen, die leider alle von Männern kamen, umso mehr über eine hochschwangere Moderatorin gefreut.

Well done an die Organisatoren und Ruhe in Frieden, lieber StartUp-Traum! Bis zum nächsten Mal. Nach dem Abend bin ich mehr denn je der Überzeugung: Ein Großteil der Gründer sind Serientäter. Es wird nur eine Frage der Zeit sein…

Wer über die Veranstaltung informiert bleiben will, kann sich hier eintragen. Auf der Seite sind auch ein paar tolle Fotos veröffentlicht.

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