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Das neue Jahr 2020 hat schon angefangen. Macht nix. Das Jahr 2019 war so reichhaltig, da kann man auch noch ein bisschen länger zurückblicken.
A-moxicillin
Der erste große Schreck des neuen Jahres war die allergische Reaktion meines Mannes auf dieses Antibiotikum. Der Schock hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Jedes Mal, wenn ein Familienmitglied nun eines dieser eigentlich wunderbaren Medikamente nehmen muss, bin ich sehr nervös und gespalten. Es hilft nicht, dass Rachel Held Evans, eine meiner Lieblingsautorinnen, an einer allergischen Reaktion auf ein Antibiotikum in diesem Jahr gestorben ist. Trotzdem ist es natürlich zuerst ein Segen, dass es diese Mittel gibt. Und ich entscheide, dass ich auf das Gute schaue, während wir gerade ganz aktuell alle vier Antibiotika nehmen müssen. Aber natürlich nicht Amoxicillin.Â
B-ritische Schule
Sie sind anders als die deutschen Schulen. Es gibt Uniformen, langen Unterricht, super sehr doll geordnetes Laufen in Reihen bei den ganz jungen Klassen und auch schon im Kindergarten, es gibt andere Noten. Beim Letzteren blicke ich noch nicht ganz durch und brauche nochmal Nachhilfe. Aber grundsätzlich sind wir total glücklich mit der Entscheidung für die internationale Schule. Gerade auch ich als Mama konnte jede Menge tolle internationale Kontakte finden. Viele sind sehr engagiert und wollen sich einbringen. Das geht auch manchmal nach hinten los, wenn man für Schultermine der Kinder dreimal in der Woche loszieht, aber wir sind happy.Â
C-hor
Einer der Highlights der Schule für mich und die Erfüllung eines kleinen langgehegten Traumes. Das gemeinsame Singen macht riesig Spaß und ich freue mich auf das neue Jahr.
D-own Under
Irgendwie ist es immer noch unglaublich: Wir waren gerade drei Wochen in Australien. Wir hatten wunderschöne Erlebnisse, haben Mini-Pinguine aus dem Wasser und zu ihren Nestern eilen sehen, um die Kleinen zu versorgen. Kängurus in freier Wildbahn haben wir hüpfen und kämpfen sehen. Wir hatten wunderschöne, extrem lange Sonnenuntergänge, wir haben entspannte Australier kennengelernt und ihre freundliche und offene Art geliebt. Manche waren geschniegelt und gestriegelt und dünn, manche waren sehr direkt und ohne Umschweife und stabil dem Buschleben angepasst. Aber immer hilfsbereit und zugänglich. Es hat riesig Spaß gemacht, Sydney und Melbourne zu entdecken, ohne Ende Streetart zu sehen. Die Natur war einfach umwerfend auf unserem Roadtrip zwischen den beiden Städten. Wir haben Surfstunden genommen, hatten wilde Bootsfahrten und haben Burger unter freiem Himmel an einer öffentlichen Grillstelle gegart . Es war auch gruselig anstrengend zwischendrin und anders, als wir es uns erhofft hatten. Krankheiten, ein ungemütlicher und unpassender Camper sowie die Buschfeuer haben uns das Genießen nicht immer leicht gemacht. Aber wir haben keine Schlangen, Spinnen oder anderes giftiges Getier gesehen. Das war sehr schön auf seine eigene Art.Â
E-ngland
Das war eines meiner Highlights im Herbst. Nur für wirklich wichtige Freunde fliegt man für eine Hochzeit einmal um den halben Erdball. Meine Freundin, die ich vor fast 20 Jahren kennengelernt habe, ist voller Stolz und unfassbar schön zum Altar geschritten. Wie lange hatte sie auf diesen Tag gewartet. Früher im gleichen Jahr war ihr Papa gestorben. Ich musste diesen Tag unbedingt mit ihr und ihrem wunderbaren Mann teilen.
F-otografieren
Eine meiner Bedingungen, bevor wir nach China gegangen sind, war: Ich will eine ordentliche Kamera. Die habe ich bekommen und es macht mich glücklich, wie oft ich sie in die Hand nehme und Dinge ausprobiere und jedes Mal dazu lerne. Zwei Kurse habe ich bisher gemacht, um sie besser zu verstehen und zu beherrschen. Eigentlich ist es ein ganz altes Hobby, dass irgendwie eingeschlafen war als ich so zwischen 20 und 35 war. Jetzt ist es wieder wach geküsst und ich genieße es sehr.
G-esundheit
Die Antibiotikapanne war nicht die einzige Herausforderung dieses Jahr. Mein Körper war nicht glücklich über den Stress vor unserer Abreise. Und hat das deutlich gezeigt. Ich musste Medikamente dazu nehmen, habe eine ganze Weile Physiotherapie hier in Peking gemacht, um dem Rücken zu zeigen, dass er jetzt wieder loslassen kann. Aber ich habe auch ganz viel über mich selbst und einen guten Umgang mit Stress gelernt. Dafür bin ich dankbar. Das sind die Lektionen, die ich nie lernen will, die mir aber in der Zukunft am meisten helfen. Auch wenn dazu gehört, dass ich nun weiß: Von dunkler Schokolade bekomme ich Herzrasen. Das ist traurig, weil ich sie wirklich mag. Aber das ist nun wirklich etwas, womit ich leben kann.
zu H-ause
In diesen Begriff ist viel Bewegung gekommen in diesem Jahr. Die Frage „Wo kommst Du her?“ wurde mir noch nie so oft gestellt. Sie ist einfach zu beantworten: Ich bin Deutsche, ich habe einen deutschen Pass, dort bin ich aufgewachsen, dort bin ich geprägt worden, ich spreche die deutsche Sprache.
Aber wo ist gerade mein zu Hause? Bei meinem Mann und den Kinder. Besser kann ich es für den Moment nicht beantworten. Wenn einer von uns „zu Hause“ sagt, müssen wir immer erstmal klären, was gerade gemeint ist.
Gleichzeitig habe ich dieses Jahr wieder einmal sehr viel Zeit damit verbracht, ein physisches „zu Hause“ einzurichten. Möbel wurden ausgesucht, fast der komplette Hausstand nachgekauft, Pflanzen kamen dazu. Einige Bilder haben wir aus Deutschland mitgebracht, manche auch schon dazu gekauft oder geschenkt bekommen. Es kostet uns erstaunlich viel Zeit, bis sich dieses Apartment nach zu Hause anfühlt. Vielleicht liegt es daran, dass sich in und um uns soviel verändert? Oder dass es eigentlich einen Zacken zu groß ist? Warten wir es ab.
I-dentität
Es war klar, dass das ein großes Thema für mich werden würde. Und der einzige Grund: Ich bin unfassbar privilegiert: Während meine Kinder in die Schule gingen und mein Mann zur Arbeit, kam zu mir ins Apartment die Putzfrau. Sogar zweimal die Woche. Neben dem Putzen von allen Räumen, wäscht sie sogar die komplette Wäsche weg. Das alles eröffnet mir wunderbare Freiheiten, die sich manchmal auch genau so angefühlt haben. Manchmal habe ich es aber auch va. vermisst, eine konkrete Aufgabe zu haben und morgens mit den Anderen aus dem Haus zu gehen. Diese spezielle Aufgabe löst jeder Expatspouse auf andere Art und Weise und ich musste für mich erst einmal herausfinden: Was ist eigentlich mein Weg? Und was ist gar nicht mein Weg? Die zweite Frage war zeitweise einfacher zu beantworten als die Erste. Inzwischen habe ich das Gefühl, auf einem guten Weg zu sein. Mal sehen, wann ich davon erzählen mag.
J-oggen
Vor drei Jahren bin ich in einer Umbruchszeit richtig viel gelaufen und es hat mir sehr gut getan und den Blutdruck ganz wunderbar nach unten gebracht. Das habe ich hier nicht so häufig geschafft, weil das Wetter und die Luft manchmal nicht mitgespielt haben, aber auch, weil ich andere Sportarten gefunden habe. Ich vermisse es trotzdem. Mein Ziel für 2020 ist es, einmal die Woche laufen zu gehen.
K-orea
Das war eines der Reiseziele, die sich einfach ergeben haben. Meine Tochter hat in Deutschland eine koreanische Freundin, mit deren Mama ich mich sehr gut verstehe. Diese Familie hat im Sommer Heimaturlaub gemacht und wir haben sie einfach in Seoul besucht, super leckeres Essen genossen, Fotos in traditionellen Kleidern gemacht, den alten Palast besichtigt. Meine Neugier auf Seoul ist sicherlich noch nicht befriedigt, aber das kommt vielleicht noch.
L-ectio Divina
Lectio Divina ist eine ganz alte klösterliche Tradition, die Bibel zu lesen. Eines meiner absoluten Highlights in diesem Jahr war die Art, wie zwei Freundinnen und ich Lectio Divina ins 21. Jahrhundert übersetzt haben. Eine von uns lebt in Estland, eine in Deutschland, ich in Peking. Wir haben uns einfach einen Bibeltext genommen, eine von uns hat eine WhatsApp Nachricht aufgenommen und den Text dreimal vorgelesen mit Zeiten zwischendrin zum reflektieren und auf Gott hören. Danach haben wir mit kurzen Sprachnachrichten geteilt, was uns bewegt hat. Meine pfingstliche Aufzucht hat mir ja eher andere Dinge mitgegeben. Nun füge ich mit großer Freude Lectio Divina meinen bisher bekannten Traditionen und Ritualen hinzu.
M-enschen
Wieviele neue Menschen ich in diesem Jahr kennengelernt habe… Bei manchen waren es nur kurze Begegnungen, bei anderen sind schon jetzt tiefe Freundschaften entstanden. Manchmal bin ich völlig überwältigt von der puren Menge und merke, dass ich mich zurückziehen muss. Aber dann gab es auch Menschen, die genau für die richtige Phase da waren, die uns mitten im Umzug intensiv zur Seite standen, mit denen aber keine langfristige Freundschaft entstanden ist. Hier musste ich erst einmal lernen, einen guten Umgang zu finden. Das Herz offen zu halten, auch wenn ich Leute wieder gehen lassen muss. Und dann gibt es auch solche Menschen, von denen ich völlig begeistert bin. Sie fordern mich heraus, erweitern meinen Horizont, inspirieren mich. Was könnte ich mir mehr wünschen.
Hier machen wir jetzt eine kleine Pause. Nächste Woche geht es weiter. Danke, dass Du bis hierher gelesen hast.Â
My year 2019
The new year 2020 has already begun. That’s OK. The year 2019 was so rich, you can look back a little bit longer.
A-moxicillin
The first big shock of the new year was my husband’s allergic reaction to this antibiotic. The shock left a lasting impression. Every time a family member has to take one of these wonderful medicines, I feel very nervous and divided. It doesn’t help that Rachel Held Evans, one of my favorite authors, died from an allergic reaction to an antibiotic this year. Nevertheless, it is of course first of all a blessing that these drugs exist. And I decide to look on the bright side while all four of us are currently taking antibiotics. But not amoxicillin, of course.
B-ritish school
They are different from the German schools. There are uniforms, long lessons, super, very, very well-ordered walking in rows in the very young classes and also already in kindergarten, there are different grades. With the latter I don’t quite understand it yet and need some extra tuition. But basically we are totally happy with the decision for the international school. Especially I as a mum could find a lot of great international contacts. Many are very committed and want to get involved. Sometimes it backfires when you go out three times a week for school events for the children, but we are happy.
C-hoir
One of the highlights of school for me and the fulfillment of a small long-cherished dream. Singing together is great fun and I am looking forward to the new year.
D-own Under
Somehow it is still unbelievable: We were just three weeks in Australia. We had wonderful experiences, saw mini penguins come out of the water and rush to their nests to care for the little ones. We have seen kangaroos jumping and fighting in the wild. We had beautiful, extremely long sunsets, we met relaxed Australians and loved their friendly and open nature. Some were slick and curly and thin, some were very direct and straightforward and stably adapted to bush life. But always helpful and accessible. It was a lot of fun to discover Sydney and Melbourne without seeing an end of street art. The nature was just amazing on our road trip between the two cities. We took surfing lessons, had wild boat rides and cooked burgers under the open sky at a public barbecue. It was also scary exhausting in between and different than we had hoped for. Illnesses, an uncomfortable and unsuitable camper as well as the bush fires did not always make it easy for us to enjoy. But we did not see any snakes, spiders or other poisonous animals. That was very nice in its own way.
E- England
That was one of my highlights in autumn. Only for really important friends you fly halfway around the world for a wedding. My girlfriend, whom I met almost 20 years ago, walked to the altar full of pride and incredibly beautiful. How long had she been waiting for this day. Earlier that year, her dad had died. I had to share this day with her and her wonderful husband.
F-photography
One of my conditions before we went to China was: I want a decent camera. I got it and it makes me happy how often I pick it up and try things out and learn each time. Two courses I have taken so far to better understand and master the camera. Actually it is a very old hobby that somehow fell asleep when I was between 20 and 35. Now it is awake again and I enjoy it very much.
G-health
The antibiotics crisis was not the only challenge this year. My body was not happy about the stress before our departure. And has shown that clearly. I had to add medication, did physiotherapy here in Beijing for quite a while to show my back that it can now let go again. But I also learned a lot about myself and how to deal with stress. I am grateful for that. These are the lessons I never want to learn, but which will help me the most in the future. Even if one of them is that I now know that dark chocolate makes my heart race. That’s sad, because I really like it. But it’s really something I can live with.
at H-ome
There has been a lot of movement in this concept this year. The question „Where are you from?“ has never been asked so often. It’s easy to answer: I am German, I have a German passport, I grew up there, I was coined there, I speak the German language.
But where is my home right now? With my husband and the children. I can’t answer it better for the moment. When one of us says „home“, we always have to clarify first what is meant.
At the same time, this year I have once again spent a lot of time setting up a physical „home“. Furniture was selected, almost the entire household was bought, plants were added. Some pictures we brought from Germany, some we already bought or given to us as gifts. It takes us an amazing amount of time until this apartment feels like home. Maybe it is because so much is changing in and around us? Or that it is actually a jag too big? We’ll see.
I-dentity
It was clear that this would become a big issue for me. And the only reason: I’m incredibly privileged: While my children went to school and my husband went to work, the cleaning lady came to my apartment. Twice a week. Besides cleaning all the rooms, she even does all the laundry. All this gives me wonderful freedom, which sometimes felt exactly like this. But sometimes I missed having a concrete task and going out with the others in the morning. Every Expatspouse solves this special task in a different way and I had to find out for myself first: What is actually my way? And what is not my way at all? The second question was sometimes easier to answer than the first one. In the meantime I have the feeling that I am on the right track. We’ll see when I can tell you about it.
J-ogging
Three years ago I ran a lot in a time of upheaval and it did me a lot of good and brought my blood pressure down wonderfully. I didn’t manage to do that here so often because the weather and the air sometimes didn’t play along, but also because I found other sports. I miss it anyways. My goal for 2020 is to go running once a week.
K-orea
That was one of the destinations that just came up. My daughter has a Korean friend in Germany, with whose mum I get along very well. This family went on home vacation in summer and we just visited them in Seoul, enjoyed super delicious food, took pictures in traditional clothes, visited the old palace. My curiosity about Seoul is certainly not yet satisfied, but who knows when we will have the next chance.
L-ectio divina
Lectio Divina is a very old monastic tradition of reading the Bible. One of my absolute highlights this year was the way two friends and I translated Lectio Divina into the 21st century. One of us lives in Estonia, one in Germany and I live in Beijing. We simply took a Bible text, one of us recorded a WhatsApp message and read the text three times with times in between to reflect and listen to God. Afterwards we shared with short voice messages what moved us. My pentecostal upbringing gave me other things. Now I am adding Lectio Divina with great joy to the traditions and rituals I have known so far.
People
How many new people I have met this year… For some of them it was only short encounters, with others deep friendships have already developed. Sometimes I am completely overwhelmed by the sheer quantity and realize that I have to withdraw. But then there were also people who were there just for the right phase, who stood by us intensively in the middle of the move, but with whom no long-term friendship have developed. Here I first had to learn to find a good middle way. To keep my heart open, even if I have to let people go again. And then there are also such people, of whom I am completely enthusiastic. They challenge me, broaden my horizon, inspire me. What more could I wish for.
We’ll take a little break here now. Next week we will continue. Thanks for reading so far.