In Kürze beginnt die Fastenzeit

Lent is about to begin

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Weder in meiner pfingstlich-charismatischen Aufzucht noch in meiner aktuellen Gemeinde spielt die Fastenzeit eine größere Rolle. Dass es viele Christen gibt, die diese 40 Tage sehr bewusst gestalten und z.B. auf Fleisch oder Alkohol verzichten, war mir lange gar nicht bekannt. Inzwischen habe ich dazu gelernt.

Eine der Autorinnen, die mich richtig sehnsüchtig nach Aschermittwoch und der Fastenzeit hat werden lassen ist Micha Boyett. Sie hat ein Buch über das Gebet geschrieben. Es ist ein leises, nachdenkliches, suchendes Buch über die Regel des heiligen Benedikts und wie sie versucht, die sehr strukturierte Gebetsart von Mönchen als Hausfrau und Mutter anzuwenden.

In ihrem Buch beschreibt sie einen Aschermittwochsgottesdienst (ich habe versucht zu übersetzen):

„Ich beobachte, wie sich die Gemeinde auf die Vorderseite des Raumes zubewegt. (…) Ich bitte Gott, mir zu sagen, dass ich liebenswert bin, ob ich nach Afrika gegangen bin oder nicht, ob ich Poesie studiert habe oder nicht, ob ich im vollzeitlichen Dienst geblieben bin oder bei meinem Sohn zu Hause war, ob ich jemals lernen werde zu beten oder für den Rest meines Lebens durch das Gebet stolpere.

Dann sitze ich und schaue zu: Reihe um Reihe bewegen sich die fünfhundert Teilnehmer nach vorne zu den vier Priestern mit Halskrausen. Diese halten Schmierdosen in den Händen, die mit den Überresten der verbrannten Palmsonntagsblätter vom letzten Jahr gefüllt sind. (…)

Ich folge der Reihe von Menschen zum Altar, wo ein Pastor mir das Kreuz auf die Stirn malt und die Liturgie spricht: Erinnere Dich, aus Staub bist Du und dahin kehrst Du zurück.

Diese Symbolik und Bilder lassen mich sehnsüchtig werden. Da ist eine Seite in mir, die mehr  handfeste Rituale und weniger Worte braucht. Vielleicht werde ich irgendwann einmal einen traditionelle Aschermittwochgottesdienst besuchen.

In diesem Jahr möchte ich zunächst einmal meine Fastenzeit noch bewusster gestalten. Drei Themen sollen mich durch die 40 Tage begleiten:

  1. Auf Süßigkeiten und Zucker so gut wie möglich verzichten. Das habe ich im letzten Jahr schon gemacht. Es ist erfahrungsgemäß gerade am Anfang echt hart. Dann ist der Körper irgendwann halbwegs entwöhnt und ich freue mich schon darauf, intensiver schmecken zu können. Richtig hart wird die Zeit nach dem Mittagessen, bzw. beim Nachmittagskaffee aber die ganzen 40 Tage bleiben. Hier bedeutet das Weglassen eines kleines Stückchens Schokolade jeden Tag wieder echtes Verzichten. Für dieses Jahr wünsche ich mir, dass ich diese Momente voller Sehnsucht nach dem braunen Glück noch mehr für eine bewusste Ausrichtung auf Gott und kleine Gebete nutze. Ob der Herr soviel Leere ausfüllen kann???
  2. Vorgenommen habe ich mir das Folgende schon häufiger, jetzt habe ich entschieden, mich in der Fastenzeit dazu zu zwingen und es hier öffentlich zu machen. Manchmal scheitere ich nämlich einfach nur schon, weil ich schüchtern bin. Das darf mich die nächsten Wochen nun trotzdem nicht abhalten. Also: Ich erschrecke immer mal wieder, mit welcher Routine ich beim Einkaufen den Kassiervorgang hinter mich bringe. Ein kurzes Begrüßen der Kassierer während ich die Taschen im Einkaufswagen bereit lege, dann geschäftiges Einpacken der Waren, ohne abzuwarten beantworte ich die Frage gleich selbst: „Ich zahle mit Karte“, das ist dann auch innerhalb von Sekunden geschehen. Während meine Augen schon den Ausgang suchen und ich den Einkaufswagen in die entsprechende Richtung schiebe, murmel ich noch „Vielen Dank und einen schönen Tag für Sie“. Ich bin sicherlich kein Arsch beim bezahlen, aber ich kann auf dem Parkplatz zu der Haarfarbe der Kassiererin schon nix mehr sagen. Das ist jedes Mal eine verschwendete Möglichkeit für eine echte menschlichen Begegnung. Meine Challenge für die Fastenzeit sind hier zwei Punkte: a) namentliche Begrüßung (die meisten der Kassierer haben ja ein Namensschild an) und b) Augenkontakt herstellen. Ehrlich gesagt macht mich diese Herausforderung nervös, weil ich so auffallen werde. Aber gut, ein bißchen guter Nervenkitzel gehört dieses Jahr dazu.
  3. Etablieren einer morgendlichen Meditationseinheit. Die war schon einmal da und ist wieder verloren gegangen. Das soll sich in den nächsten 40 Tagen wieder ändern.

Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass ich mich zu den drei Punkten später hier auf dem Blog noch einmal äußern werde. Ich musste mich aber nun v.a. selbst erstmal unter Druck setzen, damit ich nicht nach einer Woche aufgebe und anfange, ganze Schoki-Osterhasen zu verzerren. Obwohl ich ja bei jedem einzelnen Einkauf der Schokihasen freundlich zur Verkäuferin sein könnte… Nein, gibt´s nicht – alle drei Punkte sollen bis Ostersonntag durchgezogen werden!

Und wie gestaltet ihr die Fastenzeit? Gar nicht? Fernseh- oder Kaffeefasten? Mit besonderen Gebetsritualen?

Neither in my Pentecostal charismatic rearing nor in my current congregation does Lent play a greater role. I was not aware for a long time that there are many Christians who spend these 40 days very consciously and for example abstain from meat or alcohol. In the meantime, I have learned to do so.

One of the authors who really made me yearn for Ash Wednesday and Lent is Micha Boyett. She wrote a book about prayer. A quiet, thoughtful, searching book about the Rule of Saint Benedict and how she tries to apply the very structured way of prayer of monks as housewives and mothers.

In her book she describes an Ash Wednesday service:

„I watch as the congregation begins moving toward the front of the room. (…) I ask God to tell me that I´m lovabel whether or not I went to Africa or studied poetry, whether or not I stayed in ministry or stayed home with my son, whether or not I ever learn to pray or fumble through prayer for the rest of my life.

Then I sit, watching: row after row, the five hundred attendees slide forward in two single-file lies toward  the four ministers in collars with smudge cans filled with the remains of last year´s incinerated Palm Sunday leaves. Their thumbs mix the oils of our foreheads, dipping over and over and mingling us all together with those remains. (…)

I follow the line of people to the altar, where a pastor marks me with ashes and recites the liturgy: remember that you are dust, and to dust you shall return.“

These symbolism and images make me longing. There is a side in me that needs more tangible rituals than words. Perhaps one day I will visit a traditional Ash Wednesday service.

This year I would like to start by making my Lent even more conscious. Three themes shall accompany me through the 40 days:

  1. Avoid sweets and sugar as much as possible. I did that last year. Experience has shown that it is really hard, especially at the beginning. Then the body will be halfway weaned at some point and I am already looking forward to tasting more intensely. The time after lunch or the afternoon coffee will be really hard, but the whole 40 days will remain. Here is a small piece of chocolate every day again a real renounce. For this year, I hope to use these moments of longing for brown happiness even more for a conscious focus on God and small prayers. I wonder if the gentleman can fill in that much void?
  2. I’ve done the following several times before, now I’ve decided to force myself to do it during Lent and make it public here. Sometimes I just fail because I’m shy. That must not, however, prevent me from doing so in the coming weeks. So: I’m always startled by the routine with which I complete the checkout process while shopping. A short greeting of the cashiers while I put the bags ready, then busy packing of the goods, without waiting, I answer the question immediately myself:“I pay with card“, this happened then also within seconds. While my eyes are already looking for the exit and I push the shopping trolley in the right direction, I still mumble „Thank you and have a nice day for you“. I’m certainly not an ass at paying, but I can’t say anything more to the cashier’s hair color in the parking lot. This is always a wasted opportunity for a real human encounter. My challenge for the Lent is therefore two points: a) personal greeting (most of the cashiers have a name tag on) and b) eye contact. Frankly, this challenge makes me nervous because I’m gonna stand out. But well, a little bit of a thrill is part of this year’s action.
  3. Establishing a morning meditation session. It was there before and has been lost again. This should change within the next 40 days.

There is a certain probability that I will return to the three points here on the blog later. But I had to put myself under pressure to not give up after a week and start distorting whole chocolate Easter bunnies. Even though I could be friendly to the seller at every single purchase of the chocolate bunnies… No, there’s no such thing – all three points should be scored until Easter Sunday!

And how do you shape Lent? Not at all? Television or coffee fasting? With special prayer rituals?

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Das Enneagramm – Eine Einladung

The Enneagram – an invitation
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Mein persönlicher Vorläufer: Das DISG-Modell

Wer schon einen Moment länger in christlichen, bzw. freikirchlichen Kreisen unterwegs ist, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von DISG-Modell gehört haben, einem Verhaltensmodell mit vier Grundtypen. Ich selbst habe mit diesem Modell viele Jahre in Berufsfindungsseminaren gearbeitet. Hier fällt mir immer sofort das klassische Einstiegsbild von Tiki Küstenmacher ein: Ein Elefant, ein Affe, eine Seerobbe, eine Schnecke, ein Fisch im Glas und schließlich ein Papagei auf dem Kopf des Elefanten. Sie alle schauen mit großen Augen auf den „Lehrer“ hinter seinem Pult. Daneben steht ein großer, prachtvoller Baum. Und dann der Text darunter: „Damit es gerecht zugeht, erhalten Sie alle die gleiche Prüfungsaufgabe. Klettern Sie auf diesen Baum.“ Das ist auch schon für jüngere Schüler, die den Text gerade so lesen können, ein eindringliches Bild. Sie verstehen sofort: Diese Aufgabe ist nicht in erster Linie gerecht, sondern mehr oder weniger passend für die einzelnen Tiere. Der Affe freut sich einen Ast (oder sitzt schon nach kürzester Zeit auf dem selbigen), während der Fisch sich noch so sehr anstrengen kann – er hat keine Chance.

Durch die vielen Jahre der praktischen Anwendung des Modells habe ich zum einen gelernt, dass jeder Verhaltenstyp mit bestimmten Stärken aufwarten kann. Zum anderen sollten die vier Grundtypen in einem Team möglichst alle vorhanden sein. Nur wenn die sehr unterschiedlichen Stärken in einem einzelnen Team zusammen kommen, kann es langfristig erfolgreich zusammenarbeiten.

Zu der Wahrheit gehört aber auch, dass alle Verhaltenstypen mit einem bestimmten Set an Schwächen aufwarten. Meinen Blick auf Menschen hat das sehr entspannt: Es gibt nicht den einen Helden, der in allem überdurchschnittlich gut ist. Wir alle brauchen Ergänzung von Menschen, die explizit anders sind als wir.

Das Enneagramm in aller Kürze

Das Enneagramm habe ich hingegen erst vor ca. 1,5 Jahren intensiver kennengelernt. Es ist kein Modell, das auf der Verhaltensebene ansetzt, sondern sehr viel tiefer auf der Persönlichkeitsebene. Hier ein paar Besonderheiten:

  • Das Modell ist alt. Sein Ursprung scheint irgendwann zwischen dem christlichen Wüstenmönch Evagrius Pontikus (der ist 399 gestorben und nein, ich kannte den auch noch nicht) und dem Mittelalter zu liegen. Vielleicht ist das Modell nicht nur alt, sondern eher uralt.
  • Es werden insgesamt neun Grundtypen anhand von Nummern benannt. Diese Grundtypen beschreiben verkürzt gesagt die Strategien, die wir uns als Kinder angeeignet haben. Sie dienten dazu, Schwierigkeiten und Probleme in unserem direkten Umfeld möglichst unbeschadet zu überstehen und uns sicher zu fühlen. Typischerweise kommen diese Strategien bei uns auch noch im Erwachsenenalter zur Anwendung.
  • Das Modell ist in erster Linie zum Arbeiten am eigenen Ich gedacht. Es ist explizit nicht für das einsortieren anderer Menschen in Schubladen oder das Zusammensetzen von Teams geeignet (auch wenn ich zugebe, dass es mir im Verstehen von wahlweise schrecklichen bis schlicht skurilen Menschen geholfen hat – ich muss ihnen ja nicht mitteilen, in welches Kästelchen ich sie gesteckt habe…)
  • Jeder Typ wird in den Abstufungen seines Reifegrads beschrieben: unreif, normal oder gereift- wobei die Autoren hier natürlich unterschiedliche Begriffe verwenden. Das Ziel ist, das eigene Leben möglichst oft als gereifter Mensch bewusst zu gestalten.
  • Außerdem tendieren die Grundtypen unter Stress oder in Entspannung zu dem Verhalten von anderen Typen. Diese Perspektive macht das Model wunderbar dynamisch, weil sich mein Verhalten auch innerhalb eines Tages zwischen diesen Tendenzen verändern kann. Ich kann wie bei einem Thermometer mein eigenes Stresslevel ablesen.
  • Interessant sind auch die jeweiligen „Flügel“ der Grundtypen. Die neun beschriebenen Typen sind in einem Kreis angeordnet, so dass jeder Typ auf der eigenen rechten und linken Seite einen „Flügelspieler“ hat. Auch hier sind Tendenzen für die eigene Persönlichkeit zu erkennen, an denen gearbeitet werden kann.

Ein paar Hinweise zum Start

Da es inzwischen genug Bücher, Podcasts, etc. zum Thema gibt, werde ich hier zu der puren Theorie nicht mehr schreiben. Die folgenden Hinweise gebe ich einfach für diejenigen, die Lust haben tiefer einzusteigen.

In Deutschland wie auch den USA verweisen die meisten Menschen, die sich mit dem Enneagramm auseinandergesetzt haben, auf das Buch von Richard Rohr und Andreas Ebert. Ich kann das nicht empfehlen. Es ist für den Einstieg aus meiner Sicht schlicht zu trocken und geschichtslastig.

Ich empfehle am liebsten die Podcastfolge von TheLiturgists. Sie gibt einen guten Überblick über die neun Grundtypen und ist ausgesprochen unterhaltsam gestaltet. Mit kleinen Liedchen für jeden Typen und Originalzitate von Vertretern des Typs – dann tut die Selbsterkenntnis auch nicht so ganz weh. Die Folge war tatsächlich auch mein Einstieg ins Thema und die Identifikation meiner eigenen Nummer war damit relativ leicht. Allerdings ist sie nur zu empfehlen, wenn Englisch einigermaßen beherrscht wird.

Von den beiden Experten dieser Podcastfolge (Ian Cron & Suzanne Stabile) gibt es ein hervorragendes Buch zum Einstieg ins Thema. Anders als bei Rohr wird sich nicht lange mit der Geschichte aufgehalten, sondern es geht direkt ans Eingemachte. Es liegt inzwischen auch auf deutsch vor, ich habe es entsprechend verlinkt Die beiden Autoren sind zunächst mit einem gemeinsamen Podcast gestartet, bei dem sie jeweilige Vertreter der Verhaltenstypen interviewten. Inzwischen haben beide ihre eigenen Sendungen. Ian Cron hat dabei aus meiner Sicht die interessanteren Gesprächspartner.

Viele Enneagramm-Lehrer raten von konkreten Tests zum herausfinden des eigenen Persönlichkeitstyps ab. Ihre Strategie ist die Selbsterkenntnis während man die neun Typen einzeln kennenlernt. Das hat bei mir auch ganz gut funktioniert. Zahlreiche Tests gibt es natürlich trotzdem. Ich selbst habe den kostenlosen Test quellgrund ausprobiert und er ist zu dem gleichen Ergebnis gekommen wie ich selbst (ja, ich gebe es zu – ich war tatsächlich ein bißchen erleichtert). Bei der Auswertung waren interessante Hinweise und Vorschläge enthalten. Unter anderem, dass ich regelmäßig bloggen sollte…

Im nächsten Post werde ich die graue Theorie zum Thema verlassen. Viel spannender ist es ja immer, die Menschen vor dem Hintergrund ihrer Verhaltenstypen kennenzulernen. Ein bißchen werde ich von meiner eigenen Reise mit dem Enneagramm erzählen, von meinem Jubelruf „ich spüre meinen Ärger“ und der hart erkämpften Aussage „ich bekomme langsam Routine in Konfliktgesprächen.“

Bis dahin wünsche ich viel Spaß beim Entdecken der eigenen Nummer… Sollte es am Anfang entlarvend und schmerzhaft sein – nicht wundern. Das gehört meistens mit dazu…

My personal predecessor: The DISG model

Those who have been on the road in Christian or free church circles for a while will most likely have heard of DISG-Model, a behavioral model with four basic types. I myself have worked with this model for many years in vocational training seminars. Here I always immediately remember the classic opening picture of Tiki Küstenmacher: an elephant, a monkey, a seal, a snail, a fish in a glass and finally a parrot on the elephant’s head. They all look with big eyes at the „teacher“ behind his desk. Next to it stands a large, magnificent tree. And then the text underneath: „In order to be fair, you all receive the same test task. Climb that tree.“ This is an impressive picture even for younger students who can read the text just like that. You understand immediately: This task is not primarily fair, but more or less suitable for the individual animals. The monkey enjoys a branch (or sits on it after only a short time) while the fish can make an effort – it has no chance.

Through the many years of practical application of the model, I have learned on the one hand that every type of behavior can show certain strengths. On the other hand, the four basic types should be available in one team. Only when the very different strengths come together in a single team can it work together successfully in the long term.

But it is also true that all behavior types come with a set of weaknesses. My view of people has been very relaxing: There is not the one hero who is above average in everything. We all need to complement people who are explicitly different from us.

The Enneagram in brief

I got to know the Enneagram more intensively about 1.5 years ago. It is not a model that starts at the behavioral level, but rather a much deeper one at the personality level. Here are some special features:

  • The model is old. Its origin seems to lie somewhere between the Christian desert monk Evagrius Pontikus (who died in 399 and no, I didn’t know him yet) and the Middle Ages. Perhaps the model is not only old, but rather very old.
  • A total of nine basic types are named by numbers. These basic types briefly describe the strategies we have adopted as children. They were used to overcome difficulties and problems in our immediate environment as unharmed as possible and to make us feel safe. Typically, these strategies are also used in adulthood.
  • The model is primarily intended for working on one’s own self. It is explicitly not suitable for sorting other people into drawers or putting together teams (although I admit that it has helped me to understand people who are either horrible or simply bizarre – I don’t have to tell them in which box I put them…).
  • Each type is described in the gradations of its degree of maturity: immature, normal or mature – although the authors use different terms here, of course. The goal is to consciously shape one’s own life as often as possible as a mature person.
  • In addition, the basic types tend to behave like other types under stress or in relaxation. This perspective makes the model wonderfully dynamic, because my behaviour can change within a day between these tendencies. I can read my own stress level like a thermometer.
  • Interesting are also the respective „wings“ of the basic types. The nine described types are arranged in a circle, so that each type has a „wing player“ on its own right and left side. Here too, there are tendencies for one’s own personality that can be worked on.

A few tips for the start

Since there are now enough books, podcasts, etc. on the topic, I won’t write about pure theory here any more. I give the following hints for those who want to go deeper.

In both Germany and the USA, most people who have dealt with the Enneagram refer to the book by Richard Rohr and Andreas Ebert. I can’t recommend this. From my point of view, it is simply too dry and full of history.

I recommend the podcast episode of TheLiturgists. It gives a good overview of the nine basic types and is very entertaining. With small songs for every type and original quotes from representatives of the type – then self-knowledge doesn’t hurt so much. The result was actually my introduction to the topic and the identification of my own number was relatively easy.

From the two experts of this podcast series (Ian Cron & Suzanne Stabile) there is an excellent book on the introduction to the topic. Contrary to Rohr’s book, the history does not last long, but it goes directly to the preserves. The two authors first started with a joint podcast in which they interviewed representatives of the behavioral types. Now they both have their own shows. In my opinion, Ian Cron has the more interesting interlocutors.

Many Enneagram teachers advise against concrete tests to find out your own personality type. Their strategy is self-knowledge while getting to know the nine types individually. That worked pretty well for me, too. Nevertheless, there are of course numerous tests.

In the next post I will leave the grey theory on the subject. It is always much more exciting to get to know people against the background of their behavioral types. I will tell a little bit about my own journey with the Enneagram, about my cheering „I feel my anger“ and the hard-won statement „I am slowly getting routine in conflict talks“.

Until then I wish you a lot of fun discovering your own number… Should it be debunking and painful at the beginning – don’t be surprised. That’s usually part of it….

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Der Jahresrückblick 2017 (2/2)

Nach der ersten Hälfte vor zwei Wochen, kommt hier nun Teil 2 des alphabetischen Jahresrückblicks.

Minimalismus: Ein Konzept, das ich spannend finde, auch wenn ich mich selbst nicht als Minimalistin bezeichnen würde. Das Ausmisten im ersten halben Jahr und der leere Raum im neuen Heim sind aber weiterhin sehr gute Motivatoren, den Haushalt möglichst weiter zu reduzieren und nur das zu behalten, was gebraucht oder geliebt wird. FunFact: Der Minimalismus scheint sich inzwischen selbst in meinem Kunstgeschmack niederzuschlagen. Im Moment finde ich Zeichnungen mit genau einem Strich besonders ansprechend :-).

New York: Ich hatte es – das perfekte Wochenende im September mit meinem Flo in New York. Geträumt von Amerika hatte ich seit sage und schreibe 20 Jahren. Geklappt hat es aus irgendwelchen Gründen nie. Nun ist es passiert. Und es war der Hammer. Zum Glück wird durch solche Erlebnisse die Bucketlist mit Traumdestinationen ja nicht kürzer sondern länger. Und wenn es für das nächste Mal USA wieder 20 Jahre werden, dann ist das eben so. Träume sind dazu da, an ihnen fest- und uns am laufen zu halten.

Ofen: Noch so ein erfüllter Wohntraum – seit ca. fünf Wochen haben wir einen Ofen mit großem Sichtfenster im Wohnzimmer. Er war seitdem ca. drei Tage nicht im Betrieb. Vor Weihnachten war der Modus:  Ich schaue abends in die Flammen, entspanne mich, und bin nach zehn Minuten eingeschlafen. Inzwischen schaffe ich eine halbe Stunde lesen vor dem warmen Licht und der Wärme bevor ich einschlafe. 

Paragliding-Flug: Ich bin ja nicht so adrenalindurstig, dass ich von einem Sprung aus dem Flugzeug träume. Aber ein Gleitschirmflug stand auch schon länger auf der Liste. Bei unserem Urlaub im Salzburgerland hat sich dann Flo um die Verwirklichung gekümmert. Ein unfassbares Gefühl, wenn Deine Füße unter Dir in der Luft baumeln und Du denkst: „Die Spitze von dem Kirchturm hier drüben kann ich jetzt einfach mal streicheln…“ Wenn die hohen Berge nur etwas näher am Rhein-Main-Gebiet wären! Aber im Taunus kann man wohl auch Gleitschirmfliegen lernen. Mal sehen.

 

Quitten, quitting, Qualle …? Na gut, mir fällt nix ein…

Recruiting: Was meinen Job so herausfordernd macht? Der „war for talents“ ist in vollem Gange, die IT-Entwickler haben keine Lust auf Festanstellung, Eltville ist nicht Berlin oder München oder Hamburg. Aber ich und die Agentur können mega viel lernen und ich bin hoch motiviert, die beste Strategie zu finden und zu entwickeln.

San Francisco: Das ist die Story von einem wirklich fies geplatzten Traum in diesem Jahr. Die ersten Monate sah es so aus, dass wir als Familie ziemlich sicher für ein paar Monate nach San Francisco gehen würden (während wir das Haus umbauten usw. – aber wir sind es ja gewohnt mit Spannungen zu leben). Und dann machte es völlig überraschend „peng“ – und der Traum war gestorben. Wieder einmal. Aber dann kam zumindest das NewYork-Wochenende. Ich habe gelernt: Ich darf meine Träume lose in der Hand halten, sie anschauen, aber auf keinen Fall festhalten. Hilft eh nix. Ich kann nur hoffe, dass sie irgendwann Realität werden.

Taunus Wunderland: Ok, das war kein langjähriger Traum, aber seltsam war es schon, dass ich vorher noch nie da war. Im Herbst sind wir an einem wunderschönen Sonnentag mit den Kindern dort gewesen und haben wilde, aufregende, ruhige und lustige Moment genossen. Das war dann in etwa auch unser ganzer Herbsturlaub. Den Rest haben wir ins Haus gesteckt.

Umzug nach Hochheim: Mein Mann ist in Hochheim aufgewachsen, wir haben nach unserer Hochzeit schon einmal sieben Jahre in Hochheim gewohnt. Sie gehörten nicht zu den schönsten Jahren meines bisherigen Lebens. Mir ist schlicht die Decke auf den Kopf gefallen in diesem „Dorf“ und ich habe mich mega gefreut, als wir nach Wiesbaden ins Westend mit bißchen mehr Leben gezogen sind. Insofern waren engere Freunde sehr erstaunt, als sie von unserem Plänen hörten. ABER: Wir sind in einer anderen Phase, ich fahre jeden Tag aus Hochheim raus, die Familienlogistik ist soviel einfacher hier. Und Wiesbaden, Mainz und Frankfurt sind nur 20-30 Minuten entfernt. Mir geht es hier tatsächlich erstaunlich gut. Und ich habe inzwischen Strategien, sollte mir doch einmal die Decke auf den Kopf fallen. Nur den Wald vom Neroberg, den vermisse ich sehr schmerzlich.

V

WingWave: Das ist eine Methode zum Stressbewältigen und -abbauen. Kurz vor Jahresende habe ich sie durch meine Freundin Kerstin Hack kennengelernt und bin diese seitdem fleissig am anwenden und nutzen.

Ted X Women: Die Ted-Talks sind inzwischen ja ausgesprochen bekannt. Im Format der großen Ted-Konferenz gibt es auch kleinere lokale Events, die Leute vor Ort organisieren können. Ende des Jahres gab es einen Event in Frankfurt mit zum Teil wirklich spannenden Rednerinnen. Es ist immer inspirierend, tolle Frauen auf einer Bühne zu hören. Ein fast noch größeres Highlight waren die Gespräche mit Damen, die etwas gehaltvolles zu Design Thinking oder Blockchain oder ehrenamtlicher Arbeit für die UNO von zu Hause aus sagen können. Ich liebe es, wenn sich mein Horizont erweitert.

Y

Zukunft: Im letzten Jahr haben wir unglaublich viele Weichen für die nächsten Jahre gelegt und für mich ist im Vergleich zum Vorjahr unglaublich viel vorhersehbar in 2018. Ich habe schon jetzt fast meinen kompletten Jahresurlaub eingetragen (nein, Hotels und Flüge sind nur für den allerkleinsten Teil gebucht). Im Moment finde ich dieses „verplant sein“ aber durchaus angenehm und es gibt mir Sicherheit. Vieles ist im Groben nun aufgesetzt, nun darf es an die Feinheiten gehen. Darauf freue ich mich schon.

Ich wünsche Euch ein tolles Jahr 2018, auf das ihr gerne und mit großer Zufriedenheit zurückschauen werdet.

 

Jahresrückblick 2017 (1/2)

Auch wenn der Jahreswechsel schon vorbei ist und die meisten sich schon über die Neujahrsvorsätze ausgetauscht oder diese sogar schon wieder verabschiedet haben – ich bin noch nicht soweit. Zu voll und reichhaltig war das letzte Jahr.

Arbeit, Arbeit, Arbeit: Grundsätzlich war mein Jahr in zwei Hälften geteilt – vor und nach dem Umzug und vor und nach dem Start der neuen Arbeit. Beides lag nur zwei Wochen auseinander. In beiden Hälften habe ich so viel wie selten zuvor gearbeitet. Einfach lange, lange Listen an ToDos abgehakt und weiter gemacht. Nun darf ich am Ende des Jahres tatsächlich stolz auf das Erreichte sein (auch wenn ich mir das immer nochmal sagen muss).

Bücher: Sie sind ja eigentlich einer der wunderbaren Wege, um mich auszugleichen. Dieses Jahr hat schlicht kaum Zeit gelassen zum lesen. Ich bin in aller Regel völlig erschöpft um halb neun ins Bett gefallen. Aber das war eine Phase und schon jetzt startet eine Neue. Mein Bücherstapel ist schon wunderbar hoch!

Charley, Jessica, Mary: Meine Herzensfreundinnen aus anderen Ländern. Wir haben uns endlich alle mal wieder gesehen. Und Charley kam mich im September sogar noch einmal besuchen. Was für ein Geschenk diese Freundinnen in meinem Leben sind!!!

The Girls

Deponie: Mit der Deponie in Wiesbaden habe ich in der ersten Jahreshälfte enge Freundschaft geschlossen. Der Umzug in das neue Haus sollte so leicht wie möglich werden und ich habe sechs lange Monate aussortiert, verschenkt und verkauft. Die Unmengen an Bauschutt aus dem neuen Haus waren hier noch gar nicht dabei, dafür hatten wir über die Monate insgesamt fünf Container vor dem Haus stehen.

Enneagram & Konflikte: Mit dem Enneagram (ein ganz altes Persönlichkeitsmodel) hatte ich mich schon im letzten Jahr angefangen auseinanderzusetzen. In diesem Jahr habe ich v.a. Podcasts dazu mit großem Spaß gehört, weil man dafür zum Glück ja keine Bücher lesen muss, also keine extra Zeit braucht. Persönliches Wachstum ist ja häufig nicht so sehr angenehm. Im Herbst hatte ich dann mehrere Gelegenheiten an einer der großen Schwächen meines Persönlichkeitstyps zu arbeiten, dem Führen von Konfliktgesprächen. Und ich kann sagen: es ist immer noch Scheiße!!, aber es kostet mich langsam nicht mehr ganz soviel Energie wie früher. Ich wachse mit meinen Herausforderungen…

Freiraum: Der pure Luxus für mich? Großzügige Wohnräume mit viel freier Fläche. Ja, das ist ein Spleen, weil ich mit fünf Geschwistern in einer vier-Zimmer-Wohnung aufgewachsen bin. Freier Raum, der dazu noch schön geordnet ist und Ruhe ausstrahlt, kann mich tatsächlich zum weinen bringen. Und unser neues Haus ist vor allem davon geprägt. Ich bin immer mal wieder fassungslos vor Freude.

GinTonic: Letztes Jahr kam mein nicht alkoholtrinkender Mann mit einer Flasche Muscatel-Gin aus Mainz von einem Vortrag. Ich hatte keine Ahnung, was damit zu tun war und fragte meinen Bruder, wie oder wozu man das trinkt. Er sagte: „Schwesterherz, kaufe ein Tonic Water, dann kannst Du Gin Tonic mixen, ich komme vorbei und helfe Dir“. Was soll ich sagen? Inzwischen werde ich regelmäßig um Geschenkberatung bezüglich leckerer Ginsorten gebeten…

Haus & Traumküche: Wie schon weiter oben erwähnt – wir sind in ein Haus gezogen. Hierbei handelt es sich um das Haus meiner Schwiegereltern, die uns jetzt kontinuierlich auf dem Kopf herum tanzen, weil sie einen Stock über uns wohnen. Wir haben jede Menge renoviert, saniert, Wände rausgerissen und vieles sehr anders gemacht, v.a. stilistisch. Außerdem habe ich meine absolute Traumküche in weiß mit einem riesigen Küchenblock und Gasherd bekommen. Auch sie bringt mich immer mal wieder zum weinen, weil sie so schön ist und man so toll drin tanzen kann.

Traumküche – vor Einzug

Insel: Zwischendrin hat sie sich unendlich weit weg angefühlt, die letzten drei Wochen war sie wieder sehr präsent – Die Mutter-Kind-Kur mit meiner Tochter über Weihnachten und Silvester auf Langeoog vor einem Jahr. Nach dem Tod von drei Familienmitgliedern und anderen massiven gesundheitlichen Einbrüchen in der Familie hatte ich dringend eine Auszeit gebraucht. Ich hätte ohne diese Kur dieses Jahr sicherlich nicht durchziehen können, weshalb ich auch weiterhin unendlich dankbar für diese tolle Möglichkeit für Mütter hier in Deutschland bin, neue Kraft zu schöpfen.

Auf Langeoog an einem typisch grauen Wintertag

Job: Dieses Jahr hat mir außerdem einen neuen Job beschert, der in vielen Dingen schlicht meinen Traumjob darstellt – seit Anfang Juli arbeite ich als Personalreferentin für das Recruiting einer Marketing-Agentur. Es ist eine wirklich spannende Aufgabe an der ich kontinuierlich wachse, ich habe tolle Kollegen, die ich jeden Tag sehe (eine schöne Neuerung für mich) und Chefs, die mich herausfordern. Zwischendrin hatte ich nicht mehr geglaubt, dass es so etwas für mich geben würde. Und dann ist sie einfach da gewesen, die optimale Kombination. Wie geil ist das denn!

Konzerte: Neben der tollen Aufgabe bringt der Job auch neue Feiermöglichkeiten mit sich. Mit den neuen Kollegen war ich auf dem Oktoberfest in Wiesbaden bei der AprésSki-Party und zwar im Dirndl. Wenn man mir das vor einem Jahr gesagt hätte… Die Musik war so gruselig, dass ich an diesem Abend entschieden habe, Karten für ein Konzert zu besorgen, das den Abschluss einer ganzen Reihe von schönen Konzerten in diesem Jahr bilden sollte: Im Frühjahr hatte ich meine alten Freunde von „rein“ aus Dortmund im Heimathafen in Wiesbaden gehört, dann gab der New Spirit Gospel Choir aus Wiesbaden in unserer Gemeinde ein Konzert. Am Abend bevor ich meinen neuen Job antrat haben Flo und ich Philipp Poisel in Mainz im Volkspark gehört und vor ein paar Wochen schließlich Joy Denalane im Konzerthaus in Karlsruhe. Dazu kommt fast jeden Sonntag die Livemusik in unseren Gottesdiensten, die ich eigentlich immer sehr genieße. Eine schöne Bilanz für ein gut gefülltes Jahr.

Leiten & Führen: Eine meiner Rollen, die ich manchmal geliebt und auch schon lange Phasen über gehasst habe ist die einer Leiterin und Führungskraft. Trotzdem gehört sie seit vielen Jahren zu mir. In diesem Jahr konnte und musste ich auch in diesem Bereich meines Lebens wachsen – als Gemeinderätin in der Gemeinde und als Führungskraft in meinem Job. So anstrengend und herausfordernd manches war, es hat auch mächtig Spaß gemacht, weil ich gespürt habe: Du bist genau am richtigen Platz.

In Kürze geht es weiter mit Teil 2. Bis dahin. Guten Start weiterhin in dieses Jahr!

 

Rezension – Sarah Bessey: Out of sorts

Es ist ungefähr 12 Jahre her, als ich Teil einer unglaublich großen Gemeinde war und unheimlich frustriert jeden einzelnen Gottesdienst verlassen habe. Das lag zu einem wahrscheinlich eher geringen Teil an den Menschen, welche die Gottesdienste geprägt haben. Zu einem viel größeren Teil lag es aber an jeder Menge Fragen und Vorwürfen und inneren Auseinandersetzungen mit dem „Glaubenssystem“ an sich. Ich war in einer Gemeinde aufgewachsen, ich kannte alle richtigen Antworten. Vor wenigen Tagen saß ich noch lange mit einer Freundin im Auto und wir haben uns ausgetauscht, wie klar und einfach der Glaube an Gott mit 17 war. Es war uns fast schon peinlich, wie sicher wir uns damals waren.

Wir sind in einem bestimmten Glaubenssystem aufgewachsen, das wir zunächst übernommen und für richtig befunden haben. Dann lernen wir dazu, machen unsere eigenen Erfahrungen, sehen wie Menschen in der Gemeinde und von Leitern tief verletzt und enttäuscht werden. Und wir fangen an, Fragen zu stellen. Ich glaube, dass diese Auseinandersetzung notwendig ist. Damit wir zu unseren eigenen Überzeugungen finden. Damit wir verstehen: Was von meinen Erfahrungen sind Enttäuschungen von Menschen, was sind Enttäuschungen von Gott. Wenn der Prozess gut durchlebt wird und die notwendigen Fragen gestellt und ausgehalten werden, bietet diese Reise eine wunderbare Chance: Auf ein tieferes Verständnis über Gott und seine Gemeinde und eine größere Liebe zu ihm und den Menschen um uns herum.

Sarah Bessey, eine kanadische Autorin und Bloggerin, hatte mich schon mit „Jesus Feminist“ sehr begeistert. In Ihrem zweiten Buch hat sie sich genau mit dieser Reise auseinandergesetzt, die so viele junge Christen in unserer Zeit einschlagen (müssen). Bei ihr wird die Reise als ein Aussortieren beschrieben: Wir betrachten die einzelnen Überzeugungen, prüfen sie und entscheiden, was wir behalten wollen und was wir hinter uns lassen müssen, weil sie nicht mehr uns entsprechen. Sie beschreibt über große Teile einfach ihre eigene Reise, ihre eigenen Fragen, ihr eigenes Ringen. In einer viel größeren Tiefe und mit mehr theologischem Verständnis, als ich je erreichen werde.

Welche Fragen widmet sich das Buch?

  • Ist es möglich, Jesus innerhalb der Gemeinde aus dem Fokus zu verlieren?
  • Was ist Theologie und wer darf theologisieren?
  • Wie kann ich beten, wenn ich so verletzt bin, dass ich keine Worte finde?
  • Wie kann ich „Dein Reich komme“ in meinem Alltag leben?

Wie werden diese Fragen beantwortet?

Mich hat Besseys Tiefe und Mut beeindruckt, mit der sie sich den wirklich schwierigen Fragen stellt. Ich selbst konnte mich sehr gut in fast allen von ihr angesprochenen Themen wiederfinden. Sie fasst vieles in Worte, was bei mir auf der emotionalen Ebene in den letzten Jahren durchgerungen wurde und zu einem guten Abschluß gefunden hat. Das Buch hilft mir entsprechend, sprachfähig zu werden.

Bessey fällt es leicht, zwei Wahrheit nebeneinander zu stellen, die enthaltene Spannung zu beschreiben und dann auch im Alltag mit Leben zu füllen. Die Bibel zu lesen beispielsweise kann dann zu manchen Zeiten bedeuten, voller Glauben das Wort Gottes zu proklamiere. Zu anderen Zeiten tauchen wir tief in den historischen Kontext ein um den Hintergrund zu verstehen. Beten kann heißen, voller Inbrunst die neuesten Lobpreislieder zu singen, während einem fast die Ohren wegfliegen. Zu Hause zünden wir dagegen vielleicht schweigend eine Kerze für die Flüchtlinge an, weil ihr Schmerz uns so berührt, dass wir keine Worte finden. Oder wir wenden uns dem Stundengebet zu, weil wir zumindest ein ganz kleines bißchen Struktur in unserem völlig verrückten Alltag suchen.

Welche Fragen habe ich jetzt?

Bessey zeichnet sich vor Allem durch ihre unbändige Liebe zu Jesus aus. Und ist mir dadurch zu einem Vorbild geworden.

Wir können auf dieser Reise und dem Aussortieren des „Glaubenssystems“ über unendlich viel diskutieren: Wie war das nochmal mit der Schöpfung in sieben Tagen? Und war Jona tatsächlich in dem Bauch eines Wales? War es ein Apfel, mit dem Eva verführt wurde? Und was ist eigentlich mit der Frage der Homosexualität? Und die Bedeutung des Kreuzes? Und den armen eierlegenden Wollmilchsäuen, denen wir unfassbar viel Arbeit und Verantwortung auflegen und Pastoren nennen? Das sind alles mehr oder weniger wichtige Fragen.

Nach dem Lesen von „Out of Sorts“ scheinen mir diese folgende Fragen soviel wichtiger und bedeutender zu sein: Wer ist Jesus für mich? Was heißt es für mich, ihm nachfolgen zu wollen? Wie schnell vergebe ich? Wie oft gelingt es mir, den anderen höher zu achten als mich selbst? Viel interessanter, viel ehrlicher, viel wichtiger.

Meine drei Lieblingszitate

I felt ripped off. Because this Jesus, the one here in the pages of my bible, the one who spoke in the red letters, the one I was yearning to know in my heart of hearts and walk behind every day – this Jesus was so different from all those other Jesuses. He wasn´t in a tidy box. He wasn´t the property of any one religion or denomination or belief system, or of a governmental system or a financial system or a lifestyle. He was bigger, wilder, and more wonderful than all of that. And it made me feel angry to realize it.

I had to learn to read the whole bible through the lens of Jesus, and I had to learn to stop making it into something it wasn´t – a glorified answer book or rule book or magic spell. I had to stop trying to reduce the Bible to something I could tame or wield as a tool. I had to let the Bible be everything it was meant to be, cast away the idols of certainty, materialism, and control.

In a fractured and mobile and hypercustomized world, intentional community – plain old church – feels like a radical act of faith and sometimes like a spiritual discipline. We show up at a rented school and drink a cup of tea with the people of God. And we remember together who we are and why we live this life, and we figure out all over again how to be disciples on the Way.

 

Mir bleibt nur noch zu sagen: Wärmste Leseempfehlung!

Rezension – Donald Miller: Eine Million Meilen in tausend Jahren

img_8455Immer wieder versuche ich den Buchhandlungen hier in der Nähe eine Chance zu geben und manchmal, ganz manchmal mache ich unglaublich Funde. So auch bei diesem Buch. Von Donald Miller hatte ich bisher wegen seines Buches „Blue like Jazz“ gehört. Als ich vor ein paar Wochen dann mal wieder durch die ortsansässige christliche Buchhandlung schlenderte  hatte ich schon fast aufgegeben. Schon wieder draußen ließ ich den Blick nochmal über die stark reduzierten Artikel schweifen, als Millers Name mir ins Auge fiel. Bei dem stark reduzierten Preis war mein Gewissen zwar nur mässig über die letzten Amazon-Käufe erleichtert, die Freude über das Buch dann aber umso größer.

Der Untertitel des Buches lautet „Was ich beim Umschreiben meines Lebens gelernt habe“. Nach dem großen Erfolg von Millers Buch „Blue life Jazz“ sollte ein Film gedreht werden. Da die Inhalte des Buches nur als grobe Orientierung dienen konnten, brauchte es ein eigenes Drehbuch, das Miller mit zwei Kollegen über einen längeren Zeitraum hinweg schrieb. Auf diese Reise nimmt Miller seine Leser mit und lernt jede Menge über die Prinzipien einer guten Geschichte. Aus dieser Perspektive ist es ein leicht zu lesendes Sachbuch. Gleichzeitig hält Miller sein eigenes Leben den Prinzipien einer guten Geschichte entgegen und stellt fest: Mein Leben ist eigentlich ganz schön langweilig und von Angst geprägt. Eigentlich wünsche ich mir eine viel spannendere eigene Geschichte. Hier ist das Buch eine ansprechende Autobiografie, die das Leben mit unfassbar vielen Gestaltungsmöglichkeiten darstellt.

Welchen Fragen widmet sich das Buch?

  • Was sind die wichtigsten Prinzipien einer guten Geschichte?
  • Was ist notwendig, damit sich eine Figur verändert?
  • Was macht ein Leben bedeutungsvoll?

Wie werden sie beantwortet?

Miller erklärt Geschichten in erster Linie mit eigenen Geschichten. Großen und kleinen. Dabei geht er auf die Suche nach seinem Vater, lernt eine Frau kennen, fängt an Fahrrad zu fahren um sich zu nächst einfach mehr zu bewegen und irgendwann auf dem Fahrrad die USA zu durchqueren. Oft erzählt er auch von Menschen, deren Geschichten ihn bewegt und inspiriert haben. Nebenher lernt der Leser die Grundprinzipien einer guten Geschichte kennen (das Filme schauen wird danach nicht mehr dasselbe sein…) und was in diesem Fall noch viel wichtiger ist: Wie diese Prinzipien auf das eigene Leben angewendet werden können.

Auslöserereignisse sind z.B. notwendig, damit wir uns in Bewegung setzen. Außerdem gehören zu einer  guten Geschichte Konflikte, die die Hauptfigur durchleben muss und das Überwinden von Ängsten.  Mir ging es so, dass ich ständig beim Lesen über mein eigenes Leben reflektiert habe und mich häufiger richtiggehend ertappt gefühlt habe. Und mir wurde klar: Gute große und kleine Lebensgeschichten sind anstrengend, sie kosten unheimlich viel. Aber auf sie zurückzublicken ist das Schönste, was man erleben kann. Insofern hat dieses Buch in erster Linie unheimlich motiviert, mein Leben (und damit jeden einzelnen Tag) nicht nur einfach passieren zu lassen, sondern bewusst zu gestalten.

Welche Fragen habe ich jetzt?

  • Welche Entwicklung wünsche ich mir und welches Auslöserereignis ist dafür notwendig?
  • Gibt es eine unvergessliche Szene, die ich  als nächstes gestalten möchte?
  • Welche Werte stellt meine bisherige Geschichte in den Mittelpunkt?

Meine drei Lieblingszitate

  • „Wenn mich etwas tröstet, als ich mich an meiner ersten Geschichte zu schaffen machte, dann war es die Tatsache, dass in nahezu jeder Geschichte der Protagonist sich wandelt. Am Anfang ist er ein Idiot und am Ende nett, oder er ist am Anfang ein Feigling und am Ende tapfer. Wenn die Figur sich nicht verändert, dann ist die Geschichte noch nicht gelaufen. Und wenn Geschichten Abbilder des wirklichen Lebens sind, wenn Geschichten nur verdichtete Versionen des Lebens sind, dann ist vielleicht auch das Leben selbst darauf angelegt, uns zu verändern, so dass wir uns von einer Sorte Menschen zu einer anderen entwickeln.“
  • „Es stimmt, dass Ehrgeiz zwar Furcht hervorruft, zugleich aber auch die Geschichte erzeugt. Aber das ist ein gutes Geschäft, denn sobald man den Blick zum Horizont richtet, fühlt sich das Leben nicht mehr bedeutungslos an. Und plötzlich kommen Gefahren und Risiken in die Geschichte hinein und die bange Frage, ob man es schaffen wird.“
  • „Wir bringen unseren Kindern gute oder schlechte Geschichten bei, wofür es sich lohnt zu leben und wofür es sich lohnt zu sterben, wonach es sich zu streben lohnt und mit welcher Würde eine Figur ihre eigene Erzählung in Angriff nimmt.“

Grundsätzlich sei noch erwähnt, dass der Schreibstil sicherlich gewöhnungsbedürftig ist. Häufig hat man das Gefühl, direkt in Millers Kopf zu sitzen und die Gedanken ungefiltert serviert zu bekommen. Ungewöhnlich aber gut zu lesen.

Und falls es der Buchhändler um die Ecke nicht mehr bekommt – Amazon hat da noch was…

Eine ScheiterFeier – FuckUpNight in Frankfurt

Wir als kleine Familie waren die letzten drei Jahre Teil eines großen Traums. Darin ging es um ein Tech-StartUp, unfassbar viel Geld, unfassbare Anekdoten mit Investoren, mehrere namhafte Preise, die dicksten Teppiche in den Vorstandsetagen der deutschen Banken und zwischenzeitlich über 40 Mitarbeiter. Es ging um Geld- und Machtgeilheit und wie diese alle Potentiale einer zukunftsweisenden Technologie zerstören kann.

Am vergangenen Donnerstag wurde dieser Traum zu Grabe getragen. Als Trauergemeinde waren knapp 1200 Gäste gekommen, alle waren gut gelaunt, viele tranken Bier, Christian Lindner wurde beklatscht und es wurde viel gelacht, häufig wohl auch aus dem Wiedererkennen des eigenen Verhaltens heraus. Mein Mann sprach auf der FuckUpNight in Frankfurt über die Lektionen des Scheiterns dieses StartUps. Außer ihm und Herrn Lindner haben noch zwei weitere Gründer über Fehler, Hindernisse und sehr offen auch über Enttäuschung und Trauer gesprochen. Mich persönlich hat die Bandbreite der rübergebrachten Emotionen beeindruckt. Scheitern tut schauerlich weh und braucht Zeit, um verarbeitet zu werden. Aber gerade auch der Rahmen eines solchen Abends trägt dazu bei, dem Versagen in die Augen zu schauen, die schönen Zeiten zu erinnern, die Fehler zu benennen und Gelerntes mit anderen Gründern zu teilen, die überaus dankbar für die Offenheit sind.

Eine neue Kultur des Scheiterns soll explizit mit solchen Abenden auch gerade in Deutschland propagiert und geprägt werden. Oder wie Lindner es forderte: Ist ein Gründer erfolgreich verdient er Anerkennung, scheitert er verdient er Respekt.

Gleichzeitig wurde deutlich, wieviel Herzblut und Leidenschaft eine Gründung erfordert und dass immer auch eine gehörige Portion Abenteuergeist dazu gehört. Schön war das Zitat von Holger Heinzes Mutter, als er ihr gebeichtet hat, dass sein Modeversand gescheitert ist: „Das ist scheiße. Aber nicht so scheiße, wie wenn Du nie rausgefunden hättest, dass es nicht funktioniert.“

Dass Freunde und das richtige soziale Umfeld eine wichtige Rolle spielen kam in allen Vorträgen mehr oder weniger zum tragen. Ich habe danach gescherzt, dass es doch bestimmt auch mal interessant wäre, die Lebenspartner der gescheiterten Gründer zu Wort kommen zu lassen. Aber das kann ja noch kommen. Für dieses Mal habe ich mich neben den interessanten und humorvollen Beiträgen, die leider alle von Männern kamen, umso mehr über eine hochschwangere Moderatorin gefreut.

Well done an die Organisatoren und Ruhe in Frieden, lieber StartUp-Traum! Bis zum nächsten Mal. Nach dem Abend bin ich mehr denn je der Überzeugung: Ein Großteil der Gründer sind Serientäter. Es wird nur eine Frage der Zeit sein…

Wer über die Veranstaltung informiert bleiben will, kann sich hier eintragen. Auf der Seite sind auch ein paar tolle Fotos veröffentlicht.

Rezension – Kerstin Hack: Achtsamkeit

AchtsamkeitEs war vor einigen Jahren in einem Lernkurs an der Uni. Wir machten eine Achtsamkeitsübung und ich hörte zum ersten Mal: „Laß Deine Gedanken wie Wolken vorbeiziehen. Bewerte sie nicht.“ Wow, was für eine Erkenntnis. Ich muss nicht aus jedem Gedanken sofort einen Auftrag herauslesen und einen Aktionsplan zur Umsetzung entwickeln. Weil mir sehr klar war, dass das Praktikum im letzten Jahr sehr viel Kraft fordern würde, habe ich mir zu dem Zeitpunkt bewusst zwei Hörbücher über Achtsamkeit gegönnt. Es hat gut getan. Deshalb freue ich mich, dass der Down to Earth-Verlag in Berlin nun ein kleines Impulsheft zum Thema herausgebracht hat.

1) Welchen Fragen widmet sich das Buch?

In aller Kürze werden folgende Fragen beantwortet:

  • Wie hat sich Achtsamkeit rund um die Welt entwickelt? (Eine sehr schöne Zusammenfassung!)
  • Was bedeutet Achtsamkeit? Was nützt Achtsamkeit?
  • Wie kann ich achtsam leben?

2) Wie werden Sie beantwortet?

Schön ist, dass die Frage „Wie kann ich achtsam leben?“ ganz unterschiedlich beantwortet wird (anders als sonst häufig üblich, wo man schon nur zu einem Thema ein ganzes Buch lesen kann): Achtsames arbeiten, atmen, essen, ein achtsamer Umgang mit sich selbst und anderen. Insofern ist das Heftchen ein super Einstieg in das Thema.

3) Welche Fragen habe ich jetzt?

Die aktuelle Ausgabe der Enorm setzt sich mit Achtsamkeit in Unternehmen auseinander. Nach Google gibt es immer mehr Unternehmen, die Fortbildungen und Projekte zu dem Thema anbieten, weil sie sehen, wieviel besser es den Mitarbeitern damit geht. Und ja, natürlich soll auch die Arbeitskraft der Mitarbeiter erhalten werden. Aus dem Impulsheft habe ich nun gelernt, dass auch schon manche europäische Mönche des Mittelalters besonderen Wert darauf legten, alle Tätigkeiten mit Achtsamkeit und Aufmerksamkeit auszuführen. Das ist spannend, weil da bisher mein Fokus noch nicht drauf lag. Werde auf die Suche nach guter Literatur dazu gehen.

Das Heft kann man hier oder beim Buchhändler bestellen. Eine ausführliche Leseprobe ist auf der Seite ebenfalls zu finden.

Die Rolle der Frau in der Gesellschaft vor dem Hintergrund meines Glaubens

Vor kurzem bin ich gefragt worden, ob ich zwei Fragen zu der Rolle der Frau in der Gesellschaft aus biblischer Sicht beantworten könnte. Ja, das konnte ich mir vorstellen. Bestimmt nicht, weil ich so eine tolle theologische Ausbildung und begründete Meinung habe oder meine, alles zu wissen. Ganz im Gegenteil. Das ganze ist Stückwerk und sehr soziologisch geprägt (mein Studium lässt grüßen). Und eine biblische Sicht umfassend darzustellen würde ich spätestens seit „A year of biblical womenhood“ nicht mehr für mich beanspruchen. Aber es gab mir die Gelegenheit, ein paar Gedanken, die mich schon eine Weile bewegen, festzuhalten. Den Begriff „herrschen“ benutze ich v.a. weil er in der Bibel an der entscheidenden Stelle steht. Er bedeutet für mich das gleiche wie dienen oder Verantwortung übernehmen. Hier nun die erste Frage und Antwort. Continue Reading →

„biblical womenhood“ und ein Tagesplan

Rachel Held Evans hat mit ihrem Selbstversuch und dem daraus entstandenen Buch „A year of Biblical Womenhood“ im letzten Jahr eine rege Diskussion angeschoben. Nachdem ich auf facebook erzählt hatte, dass ich das Buch lese, gab es immer mal wieder nachfragen, wie es denn nun war und was ich denke. Hier nun eine kleine Rezension:

Rachel Held Evans geht mit ihrem Projekt dem Slogan „biblical womanhood“ auf den Grund, der die Rollenvorstellungen und -vorgaben für amerikanische evangelikale Frauen beschreibt. Dabei arbeitet sie zum einen theoretisch: Die Bibel selbst hat sie intensiv studiert, dazu unzählige Kommentare gelesen, Frauen aus unterschiedlichsten religiösen Hintergründen befragt. Genauer hat sie sich natürlich auch mit den den Vertretern der „biblical womenhood“-Bewegung auseinandergesetzt. Das Projekt selbst hatte dann zwei praktische Richtungen:

1) Die biblischen Aufforderungen an Frauen möglichst wörtlich umzusetzen, um deutlich zu machen, dass wir alle immer nur Teile der Bibel aufgreifen und umsetzen und bei andere Teilen entscheiden, dass sie nicht (mehr) umsetzungswürdig sind. (zB das Bedecken des Hauptes zum Gebet)

2) Überlegen, welchen Sinn die biblischen Aufforderungen auch heute noch für uns Frauen machen können und hier nach einer praktischen Umsetzung suchen.

Kurze Erklärung vorab: Ich habe mich selbst selten in einer Situation gesehen, in der mich Männer bevormundet haben, ich Positionen aufgrund meines Geschlechts nicht erreichen konnte oder gar zum schweigen in der Gemeinde aufgefordert gewesen wäre. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Die Männer in meiner Welt haben mich vor allem unterstützt, gesegnet, herausgefordert. Insofern sind mir viele der aufgeführten Diskussionspunkte aus eigener Erfahrung fremd.

Natürlich ist aber die Rollendiskussion und die „biblischen“ Positionen, die manche Gemeinde (oder Einzelperson) auch hier in Deutschland einnimmt, ein durchaus relevantes Thema für mich. Trotzdem bin ich durchaus erstaunt über eine Debbie Pearl in Amerika, die noch 2004 ein Buch herausbringt mit der These: Die einzige Aufgabe der Frau ist es, ihren Mann zu unterstützen. Oder über John Piper, der versucht, eine Orientierung zu geben, was die Unterordnung der Frau unter den Mann heute bedeutet. Dabei lässt er die Stadtplanerin, die zwar den Verkehr plant (und so Männer indirekt führt), hier aber nicht direkte Führungskraft ist, gewähren.  Die weibliche Schiedsrichterin, die ein Fussballspiel von Männern pfeift verstößt aber ganz klar gegen das Wort Gottes. Die Thesen des „Council on Biblical Manhood & Womenhood“ wie Evans sie beschreibt lösten bei mir nur Kopfschütteln und große Fragezeichen aus. Gleichzeitig freue ich mich um so mehr über meinen Mann, die eigene Familie, die eigene Gemeinde.

Unterhaltsam sind die Beschreibungen der praktischen Umsetzungen des Projekts: Wie sie ein Probebaby versorgt (Thema „Fruchtbarkeit“) und sich durch ein Martha Stewart Rezeptebuch kocht (Thema „Häuslichkeit“ hat etwas von einer Comedyshow. Ihr wunderbarer selbstironischer Humor hat mich für manche Situation in meinem Alltag inspiriert (auch heute… aber dazu kommen wir gleich).

Die eigentlichen Highlights sind aber definitiv ihre eigenen tieferen Auseinandersetzungen mit der Bibel: Warum kann heute „schweigen“ für mich als Frau etwas gutes, hilfreiches sein (nicht nur in der Gemeinde)? Wie kann ich mich heute für die Armen und gegen Ungerechtigkeit einsetzen? Wie können wir mit den „dunklen Frauengeschichten“ in der Bibel umgehen; die Frauen, die umgebracht oder vergewaltigt wurden? Wie werden die Aussagen bezüglich Frauen eigentlich von Juden interpretiert und ausgelebt? Hier hat mich das Buch mit zahlreichen neuen Sichtweisen beschenkt, die mich auch jetzt noch begleiten (ich habe es vor ca. einem Jahr gelesen).

Und das allerbeste: Das Buch macht total Lust, die Bibel selbst zu lesen und zu forschen; selbst zu den Fragen zu reflektieren.

In diesem Monat ist ein StudyGuide zum Buch erschienen, den man kostenlos herunterladen kann.

Wer also den Nerv hat, die anstrengenden Meinungen der biblical womenhood-Bewegung mit ausreichend persönlichem Abstand durchzustehen, hat die Chance auf ein erstaunlich tiefgründiges und weiterführendes Buch zu der Frage, was die Bibel uns Frauen denn tatsächlich heute sagen kann.

Und um kurz den Hintergrund dieses Blogposts zu beschreiben:

Der ursprüngliche Plan für heute war: Fitnesstudio, mit Sohnemann Zimmer aufräumen, Sohnemann plus Freund plus Tochterfrau nachmittags betreuen.

Weil Sohnemann heute morgen plötzlich krank war, gab es einen neuen Tagesplan: Ehemann verschiebt Termin, damit ich einen Lack umtauschen kann, den ich am Montag mit halbkranker Tochterfrau falsch gekauft habe (richtige Farbe, aber glänzend statt matt). Mit Lack wird dann in Rufnähe zu krankem Sohnemann ein Regal gestrichen.

Als der Lack umgetauscht, der Mann glücklich auf der Arbeit, alles aufgebaut und vorbereitet ist, stelle ich fest, dass ich nun matten Lack, dafür aber die falsche Farbe habe.

Dritter Tagesplan: zähneknischen, Füße stampfen, schimpfen. Danach ein paar andere Ziele abarbeiten, zu denen auch dieser Post gehörte…

Mal ehrlich: Was bleibt mir anderes übrig, als mich selbst nicht zu ernst zu nehmen.